Die Inflation in Deutschland
Der Begriff Inflation hat in Deutschland ganz besondere Bedeutung und löst schnell die schlimmsten Befürchtungen und Alpträume aus. Denn im letzten Jahrhundert hat die Inflation zweimal sämtliche Geldvermögen der Bürger komplett entwertet. Wer hat sie nicht gehört, diese Geschichten der Grosseltern, als in den frühen zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Menschen ihren Tageslohn in Reisekoffern und Schubkarren abholten um sich damit sofort beim Bäcker in die lange Warteschlange zu stellen und Brot zu kaufen, bevor dieses am nächsten Tag ein Vielfaches teurer wurde. Aber wie kam es damals eigentlich dazu?
Mit dem Kriegsausbruch 1914 wurde die Möglichkeit, Banknoten in Gold einzutauschen, unterbunden, und Reichsbanknoten wurden nur noch durch Staatsschuldpapiere gedeckt. Die stetig steigenden Kriegskosten wurden nicht durch Steuererhöhungen finanziert, sondern der Staat verschuldete sich bei den eigenen Bürgern und der Reichsbank, die als Reaktion immer mehr Geld druckte und in Umlauf brachte. Zum Kriegsende 2018 stand der Staat vor riesigen finanziellen Problemen. Neben den Kriegsschulden des Staates in Deutschland selbst und bei seinen Bürgen kamen hohe Sozialausgaben sowie die von den Siegermächten geforderten gewaltigen Reparationszahlungen hinzu. Um dieses alles leisten zu können, nahm die Regierung immer mehr Kredit bei der Reichsbank auf, ohne dass das Güterangebot entsprechend gewachsen wäre. Die Lohn-Preis-Spirale setzte sich in Gang.
1923 wurde die galoppierende Inflation endgültig zur Hyperinflation, und das Geld verlor seine Funktion als Zahlungsmittel und Wertbewahrungmittel. Anschliessend im November 1923 wurde die Reichsmark in Deutschland als offizielle Währung durch die Rentenmark ersetzt. Sämtliche Schulden aber auch Geldvermögen lösten sich mit einem Schlag auf. Die Kriegsschulden von Deutschland in Höhe von 154 Milliarden Mark betrugen mit Einführung der Rentenmarkt nur noch ganze 15,4 Pfennige! Der Staat hatte also von einem auf den anderen Tag keine Schulden mehr, aber die Bürgerinnen und Bürger auch kein Geld.
Deutschland und die verdeckte Inflation
Auch im Zweiten Weltkrieg wurden die Kriegskosten durch eine Staatsverschuldung bei der Notenbank finanziert. Allerdings versuchte man diesmal, die starke Geldmengenausweitung zu verhindern. Mittels Güterrationierungen, Preis- und Lohnstopps sowie durch ein Bezugsscheinsystem wurde die Inflation kaum sichtbar. Es lag in Deutschland somit eine verdeckte Inflation vor. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges folgte 1948 eine weitere Währungsreform, und die Reichsmark wurde im Verhältnis 10:1 gegen D-Mark eingetauscht. Und wieder waren 90% der Schulden, aber auch 90% der Geldvermögen verschwunden. Somit haben allein diese beiden Inflationen bei den Deutschen traumatische Zustände hinterlassen.
Aufgrund dieser Inflationserfahrungen in Deutschland wurde eine Bundesbank geschaffen, die sich als vom Staat unabhängige Institution vornehmlich der Geldwertstabilität verpflichtet sieht. Man wollte die Geldpolitik von der staatlichen Beeinflussung weitestgehend entkoppeln, was auch bis in 2000er-Jahre sehr gut funktioniert hat.
Somit diente die Bundesbank bei der Einführung des Euro-Systems als ein gelungenes Vorbild. Nach der Regel des Euro-Sytems herrscht Preisstabilität, wenn die Inflationsrate auf Basis des Vorjahres auf mittlere Sicht unter, aber auch nahe 2% liegt. Somit hat sich auch der Euro in den 20 Jahren seit Einführung sowohl in Deutschland als auch in der ganzen Eurozone als stabile Währung nach aussen hin erwiesen.
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Corona und die Inflation in Deutschland
Durch die Corona-Pandemie bedingt lag die Inflationsrate 2021 in Deutschland, gemessen am Verbraucherpreisindes (VPI) gegenüber 2020, bereits bei 3,1%. Im Laufe des Jahres 2021 beschleunigte sich die Inflation immer weiter und betrug im Dezember 2021 bereits +5,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Januar 2022 wird mit +4,9% berechnet. Alles Zahlen, die weit entfernt vom Preisstabilitätsziel der EZB von 2% liegen. Die EZB gerät daher zunehmend in ein Dilemma zwischen Sicherung der Preiswertstabilität auf der einen Seite und einer günstigen Versorgung der Wirtschaft mit Geld, um eine konjunkturelle Erholung nach der Pandemie nicht abzuwürgen. Dies dürfte für die kommenden Monate eine Nagelprobe für die EZB und das Euro-System werden.